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Regiekonzept

Mit der Dokumentation "Rumi-Poesie des Islam" möchte ich eine oft unbeachtete, vielen völlig unbekannte Seite der islamischen Kultur darstellen. Das Werk des Dichters und Mystikers Rumi, der im 13. Jahrhundert lebte, ist eine der wichtigsten Inspirationsquellen der Theologie, Dichtung und Philosophie im gesamten vom Islam geprägten Kulturkreis, also in den Arabischen Staaten, Nordafrika, Iran, Afghanistan, Nordindien, Türkei
bis nach Bosnien.

Daher habe ich Rumi, sein Leben und sein Werk in den Mittelpunkt dieses Films gestellt.

Jenseits der gängigen Klischees über den Islam existiert in dieser Religion eine Tradition der absoluten Toleranz und eine Philosophie, die die selbstvergessene Liebe, den Tanz und die Musik als Gottesdienst feiert. Wissenschafter haben als Quellen dieser Gedankenwelt nicht nur den Islam, sondern auch neuplatonische, schamanistische, christliche, buddhistische, pantheistische und zoroastrische Ideen identifiziert.

Selbstverständlich möchte ich die andere, auch politische Seite des Islam, die das Bild der Religion in den Medien prägt, nicht ignorieren, sondern auch kritische Fragen aufwerfen.

Im Zuge der Recherchen zu diesem Projekt habe ich zwei Menschen kennen gelernt, Vahid Catic und Nariman Hodjaty, die beide, aus höchst unterschiedlichen Zugängen, auf der Suche nach dieser poetischen Seite ihrer Heimatkultur suchen.

Der Film beginnt unter bosnischen Migranten. Bosnien, weil es der westlichste "Vorposten" des Islam in Europa ist.

Der Bosnier Vahid hat nur noch Spuren der islamischen Kultur in sich, die er mit seinem Selbstbild nicht in Einklang bringen kann. Das Gefühl der Zerrissenheit glaubt er überwinden zu können, wenn er den richtigen, passenden Zugang zum Glauben seiner Familie, seiner Vorfahren finden kann.

Nariman dagegen ist aus dem theokratischen Iran geflüchtet und hat aus ganz anderen Gründen ein gespaltenes Verhältnis zum Islam. Er steht einerseits für eine künstlerische und vor allem intellektuelle Annäherung an Rumis Philosophie, andererseits ist für ihn Rumi, wie andere Sufis (wie die Mystiker in der islamischen Kultur genannt werden) und Derwische, ein Rebell gegen die geistlichen und weltlichen
Herrscher des Orients.

Beide Männer haben den Entschluss gefasst, nach Konya in Anatolien zu reisen, wo sich jedes Jahr Tausende einfinden, um mit ekstatischen Tänzen, Musik, Lesungen und Diskussionen den Todestag des großen Rumi zu begehen. Sie haben sich einverstanden erklärt, dass wir sie auf dieser Reise mit der Kamera begleiten.

Gemeinsam erforschen sie die Spuren des Dichters in der Stadt und in den Menschen. Während Nariman, der an einem Buch über Rumi schreibt, kritisch recherchiert, versucht Vahid einen intuitiven Zugang zu finden, den Sufismus, wie die Sufis sagen, zu "schmecken", mit dem Herzen zu erfahren.

Im Verlauf ihres Aufenthaltes versucht Nariman Vahid die Tiefe des sufistischen Denkens zu erklären, die beiden sprechen mit spirituellen Meistern und einfachen Gläubigen, mit Türken, für die Rumi ihr Nationaldichter ist (wie übrigens auch für Perser und Afghanen), mit westlichen Suchenden bis zu den Anhängern verschiedener Gurus.

Ein Zusammenspiel der alten Liebesmystik, der Atmosphäre von Konya und den Reaktionen dieser zwei modernen, realen Personen mit ihren Fragen soll eine spannende Reise in eine unbekannte Welt ergeben, keinesfalls eine wissenschaftliche Abhandlung. Gerade die subjektiven Erfahrungen von Vahid und Nariman sollen dem Zuschauer die Kraft und Tiefe der "Poesie des Islam" näher bringen.

Die Protagonisten sind keine Schauspieler, sondern eben reale Personen, die keine Dialoge sprechen, sondern deren reale Gespräche und Handlungen wir dokumentieren wollen. Zum Teil werden Gespräche, die bereits in der Vergangenheit stattgefunden haben,
nochmals improvisiert.

Die Bilder des Films sollen nicht nur Fakten dokumentieren, sondern auch die mal meditative, mal ekstatische Stimmung des Sufismus erfahrbar machen. Während die "Handlung" sehr direkt und linear erzählt wird, werden die Bilder manchmal assoziativ sein.

                                  Houchang Allahyari

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