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Shirin Ebadi

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Im Jahr 1969 schloss Shirin Ebadi ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Teheran ab. 1975 bis 1979 war sie Vorsitzende des Teheraner Gerichts und damit die erste Richterin des Iran. Nach der Islamischen Revolution 1979 war sie gezwungen, ihr Amt niederzulegen und arbeitete zunächst als Sekretärin bei dem Gerichtshof, den sie vorher leitete, später als Anwältin und Dozentin an der Teheraner Universität. 1994 war sie Mitbegründerin der Kinderrechtsorganisation Society for Protecting the Child's Rights, die beispielsweise die Gesetzgebung für Kinder verbessern will. So wird die Erhöhung des Strafmündigkeitsalters gefordert, die im Iran für Mädchen bei neun und für Jungen bei fünfzehn Jahren liegt.

Ebadi versteht sich als demokratische Frau moslemischen Glaubens. Sie setzt sich auf der Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte für eine gleichberechtigte Rolle der Frauen im öffentlichen Leben, für die Rechte von Kindern und für eine Justizreform mit unabhängigen Richtern und Anwälten ein. Menschenrechtsverletzungen wie die Bestrafung durch Steinigung betrachtet sie als Missbrauch der Religion und Fehlinterpretation der Scharia. Sie fordert eine pluralistische demokratische Gesellschaft und lehnt fundamentalistisches Gedankengut ab.

Ebadi übernimmt als Anwältin Fälle von liberalen Personen und Dissidenten, die mit der Justiz – einer der Bastionen konservativer Macht im Iran – in Konflikt geraten sind. Im Jahr 2000 wurde Ebadi aufgrund ihrer Tätigkeit als Verteidigerin vor Gericht angeklagt, verbrachte 26 Tage in Einzelhaft und wurde zu einer Bewährungsstrafe und zeitlich begrenztem Berufsverbot verurteilt. Dieser Fall lenkte die Aufmerksamkeit internationaler Menschenrechtsgruppen auf die Situation im Iran.

Bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises setzte Ebadi ein Zeichen, indem sie ohne Kopftuch auftrat. Dies begründete sie damit, dass es im westlichen Kulturkreis jeder Frau selbst überlassen sei, wie sie sich kleide. In Iran dagegen trage sie die gesetzlich vorgeschriebene Kleidung für Frauen, da sie sich als Juristin selbstverständlich an die zur Zeit geltenden Gesetze halte.

Im Herbst 2003 vertrat sie die Familie von Dariush Forouhar, eines Intellektuellen, der im November 1998 in seinem Haus erstochen aufgefunden wurde. Seine Frau Parveneh wurde zur gleichen Zeit ermordet. Die Eheleute waren zwei Opfer einer grausamen Mordserie, die Irans Intellektuelle erschütterte. Der Verdacht fiel auf extremistische konservative Kreise, die es sich zum Ziel gemacht haben, das von Präsident Mohammad Châtemî geförderte freiheitliche Klima – das vor allem die Redefreiheit stützt – zu sabotieren. Ein Jahr später wurde sie als Anwältin im Fall einer kanadischen Journalistin iranischer Abstammung tätig, die während ihrer Haft im Gefängnis eines gewaltsamen Todes gestorben ist.

Anfang 2005 wurde sie, nach Angaben ihrer Anwältin, ohne Angabe von Gründen vom iranischen Revolutionsgericht vorgeladen. Ebadi lehnte es ab, dieser Aufforderung nach zu kommen und verlangte, sich wegen einer privaten Anzeige vor einem normalen Gericht verantworten zu können. Damit bestreitet sie indirekt die Legitimität der, neben der normalen Justiz, existierenden Revolutionsgerichte. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verurteilt entschieden den Umgang mit der Friedensnobelpreisträgerin. Hingegen bestreitet die iranische Regierung, dass es sich um einen bedeutsamen Vorfall handelt, da nur eine geringe Strafe zu erwarten sei.

Ebadi unternimmt viele Reisen, um in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und politischen Gremien weltweit für die Rechte der Frauen und für eine friedliche Welt einzutreten.

Im Oktober 2005 hielt Ebadi auf Einladung der Stiftung Weltethos an der Universität Tübingen eine Rede, in der sie betonte, dass diejenigen, die unter Berufung auf die kulturellen Unterschiede und die Werterelativität sich weigern, die Menschenrechte einzuhalten, in Wirklichkeit rückständige Unterdrücker seien, die ihr diktatorisches Wesen unter der Maske der Kultur verdecken und im Namen der nationalen oder religiösen Kultur die Absicht hegen, ihre eigene Nation zu unterdrücken und zu terrorisieren. Die Welt werde nur dann zu Ruhe kommen und der Frieden werde nur dann dauerhaft sein, wenn die Menschenrechte umfassend und universell sind.

Eine Demonstration für die Menschenrechte, an der in Teheran am 12. Juni 2006 ca. 5000 Personen, hauptsächlich Frauen, teilnahmen wurde gewaltsam zerschlagen, Ebadi festgenommen und wenige Tage später wieder auf freien Fuß gesetzt. Ihr 2002 mit anderen Juristen gegründetes Zentrum für Menschenrechte verbot das iranische Innenministerium am 5. August 2006. Die Organisation hatte sich für die Rechte von Minderheiten eingesetzt und Regimegegnern juristischen Beistand geboten. Shirin Ebadi wandte sich öffentlich gegen diese Maßnahme und legte Rechtsmittel ein, da das Zentrum im Rahmen der iranischen Gesetze gearbeitet habe. Schon im Juli 2006 hatte sie sich mit in einem Brief mit der Bitte um Hilfe an die internationale Öffentlichkeit gewandt.

Ebadi ist mit einem Elektronik-Ingenieur verheiratet und hat zwei studierende Töchter. 

Auszeichnungen

1996 Human Rights Watch - Defender Award 
2001 Raftopreis (norwegischer Menschenrechtspreis) 
2003 Friedensnobelpreis - diese Auszeichnung gilt allen Iranerinnen und Iranern, 
die für die Demokratie kämpfen. 
2004 Leibniz-Ring-Hannover

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